Anorexia nervosa Therapie
FIAT-Studie

Anorexia nervosa, auch Magersucht genannt, ist eine schwere psychische Erkrankung mit der höchsten Sterblichkeit unter psychischen Störungen bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Mit der Teilnahme an der FIAT-Studie bieten wir Betroffenen eine vielversprechende Alternative zur stationären Therapie. Betroffene können sich bei Interesse an einer Teilnahme an der Studie an ein Studienzentrum in ihrer Nähe wenden.
Was genau ist die FIAT-Studie?
FIAT steht für "Familien-Basierte telemedizinische versus Institutionelle Anorexia nervosa Therapie". Die FIAT-Studie untersucht, ob die ambulante, familienbasierte Therapie für Kinder und Jugendliche mit Anorexia nervosa vergleichbar wirksam ist, wie die stationäre, multimodale Therapie, bei der die Betroffenen oftmals mehrere Monate in einer Klinik therapiert werden.
Erfahrungen und Studien aus dem englischsprachigen Raum zeigen, dass die ambulante Familien-Basierte Therapie (FBT) vielen jungen Menschen mit Essstörungen helfen kann: Klinikaufenthalte konnten verkürzt oder sogar vermieden werden. In England und den USA hat sich die FBT als Behandlung der ersten Wahl für Kinder und Jugendliche mit Anorexia nervosa etabliert.
Familien-Basierte Therapie (FBT)
Bei der FBT wird die Familie von Beginn an aktiv und engmaschig einbezogen, um die Wiederernährung des Kindes bzw. Jugendlichen und eine langfristige Heilung im gewohnten Umfeld zu fördern.
Die FBT hilft den Eltern dabei, ihren Kindern zu helfen. Dabei werden die Ressourcen, die jede Familie auch in Krisenzeiten hat, in den Mittelpunkt gestellt. Idealerweise nimmt die ganze Familie an den Therapiesitzungen teil, wenn möglich auch die Geschwister. Die FBT-Sitzungen finden zu Beginn der Behandlung wöchentlich statt. Im weiteren Verlauf bei guter Entwicklung wird die Zeit zwischen den Sitzungen immer länger.
Das Behandlungsteam
Die Behandlung wird durch ein multiprofessionelles Team durchgeführt: Ein Therapeut führt zusammen mit der Familie die Therapiesitzungen durch, ein Arzt bzw. eine Ärztin überwacht die medizinische Stabilität der Patienten und ist ggf. für die Medikation zuständig. Die Studienuntersuchungen werden vom Studienpersonal übernommen, das beinhaltet das Durchführen von Interviews und elektronischen Fragebögen, aber auch das Erfassen von Größe, Gewicht und weiteren körperlichen Parametern. Das gesamte Team trifft sich wöchentlich zum Austausch.
Stepped-Care-Modell
Da in der FIAT-Studie schwer erkrankte Patienten behandelt werden, ist ein ausreichendes Sicherheitsnetz wichtig. Wenn das Gewicht nicht ausreichend ansteigt, steigt auch das Risiko für eine Chronifizierung, d.h. einer langfristig bestehenden Erkrankung mit potenziell schweren Folgen.
Bleibt der Erfolg aus, wird die familienbasierte Therapie schrittweise intensiviert, bis hin zu einer kurzzeitigen stationären Stabilisierung.
Ist ein stationärer Aufenthalt von insgesamt mehr als 6 Wochen nötig oder kommt es nach einem kurzen stationären Aufenthalt weiter zu einer Gewichtsabnahme, folgt der Wechsel in die vollstationäre Regel-Behandlung.
Wer kann an der FIAT-Studie teilnehmen?
Familien, deren Kind in einem der deutschlandweit 20 FIAT-Studienzentren zur stationären Therapie aufgenommen wird und die Teilnahmekriterien erfüllt, erhalten vom jeweiligen Behandlungsteam eine Einladung zur Studienteilnahme.
Grundsätzliche Teilnahmekriterien sind, dass das Kind bzw. der/die Jugendliche 8 bis 17 Jahre alt ist, an einer Anorexia nervosa des restriktiven und binge-purge Subtyps erkrankt ist, eine stationäre Behandlung benötigt und die S3-Leitlinienkriterien dafür erfüllt.
Für genaue Informationen wenden Sie sich bitte an das Studienzentrum in Ihrer Nähe.