Ein Holztisch mit grünen Äpfeln, zum Teil aufgeschnitten, und einem Bonbonglas mit grünen Gelee-Früchten.

Ernährungsarten im Check: Fructose-Intoleranz

Ihr fragt, Frauke antwortet

Im Rahmen unserer Serie „Ernährungsarten im Check“ habt ihr die Möglichkeit, uns Fragen zu stellen. Zu ausgewählten Themen informiert euch unsere Ernährungsexpertin Frauke Vor dem Berge. Sie ist studierte Ökotrophologin und bei der BAHN-BKK als Referentin für Betriebliches Gesundheitsmanagement tätig. Heute: Fructose-Intoleranz.

Was ist Fructose und wie äußert sich eine Fructose-Intoleranz?

Leider enthalten manche Lebensmittel Stoffe, die bei einigen Menschen Unverträglichkeits-Reaktionen auslösen können. Einer davon ist Fructose – auch Fruchtzucker genannt. Aber woher kommt eine Fructose-Intoleranz eigentlich und welche Beschwerden treten dabei auf?

Mitarbeiterin Frauke vor dem Berge


Frauke, heute sprechen wir über Fructose-Intoleranz. Dabei handelt es sich um eine Unverträglichkeit von Fruchtzucker. Ist Fruchtzucker denn etwas anderes als normaler Haushaltszucker und wie unterscheiden sich verschiedene Zuckerarten?
Unser Haushaltszucker besteht aus dem Zweifachzucker Saccharose. Dieser ist aus jeweils einem Teil Glucose, auch Traubenzucker genannt, und einem Teil Fructose aufgebaut.


Glucose und Fructose sind sogenannte Einfachzucker. Dann gibt es beispielsweise noch den Milchzucker, Lactose. Dieser Zweifachzucker ist wiederum aus den Einfachzuckern Glucose und Galactose aufgebaut. Auch auf diesen Zweifachzucker reagieren manche Menschen mit einer Intoleranz.
 
Interessant! Und bei einer Fructose-Intoleranz wird dann also speziell der Fruchtzucker nicht vertragen. Weiß man denn, woher diese Unverträglichkeit kommt?
Zuallererst muss zwischen zwei verschiedenen Arten der Fructose-Intoleranz unterschieden werden. Da gibt es einmal die hereditäre Fructose-Intoleranz. Diese sehr seltene Krankheit ist erblich bedingt und äußert sich in einem gestörten Fructose-Stoffwechsel, da ein Enzym fehlt. Sie kann schwere gesundheitliche Schäden, beispielsweise in der Leber, hervorrufen. Hierbei ist es unabdingbar, sehr strikt auf Fructose zu verzichten, da es sonst zu Organschäden kommt, die sogar tödlich enden können.
 
Davon abzugrenzen ist die Fructose-Malabsorption, die meistens gemeint ist, wenn man von Fructose-Intoleranz spricht. Sie kommt wesentlich häufiger vor. Das Problem ist hier kein Enzymmangel, sondern der Transport aus dem Darm ins Blut. Eine eingeschränkte Transportkapazität eines Transportproteins in der Dünndarmschleimhaut führt dazu, dass die Fructose im Dünndarm nur unzureichend resorbiert wird. Dadurch wird sie in großen Teilen in den Dickdarm weitergeleitet, wo Bakterien sie dann zersetzen. So entstehen die so typischen Symptome im Verdauungstrakt. Die Stärke der Symptome kann sehr unterschiedlich sein. Eine Person kann beispielsweise morgens einen Apfel in Kombination mit Haferbrei essen, bei einer anderen Person wird das schon starke Symptome auslösen. Die Verträglichkeit kann also sehr unterschiedlich ausfallen.

Und welche Symptome können bei einer Fructose-Malabsorption auftreten?
Die Symptome betreffen vor allem das Verdauungssystem. Sie reichen von leichten Bauchschmerzen und -geräuschen, einem aufgeblähten Bauch und Blähungen bis hin zu starken Krämpfen und Durchfall. Übelkeit kann auch auftreten. Häufig leiden die Betroffenen unter einer Kombination der Symptome. Es kann aber auch durchaus sein, dass nur eins der Symptome auftritt.

Wichtig ist, dass die Symptome bei der Fructose-Malabsorption sehr verzögert auftreten können. Die Fructose muss erst im Dickdarm angekommen sein, um Beschwerden verursachen zu können. Zwischen der Nahrungsaufnahme und der Symptomatik liegen deshalb häufig mehrere Stunden. Das macht es auch so schwierig, direkt einen Zusammenhang zu sehen. Die Diagnostik kann dann in einer spezialisierten Praxis für Gastroenterologie vorgenommen werden.

Das hört sich nach sehr unangenehmen Symptomen an. Was kann man denn gegen eine Fructose-Malabsorption machen? Gibt es auch Medikamente dagegen?
Da die Verträglichkeit unterschiedlich ausfällt, ist es zu Beginn gut, wenn erst einmal komplett auf Fructose verzichtet wird. Dies kann etwas schwierig sein, da Fructose nicht nur in Obst und Gemüse, sondern auch in vielen verarbeiteten Lebensmitteln enthalten ist. Auch Zuckeralkohole, die als Zuckeraustauschstoffe genutzt werden, wie beispielsweise Sorbit und Mannit, lösen Probleme aus. Genauso wie Inulin, ein Ballaststoff, der gerne in kalorienreduzierten Produkten verwendet wird. Man sollte also immer einen Blick auf die Zutatenliste werfen.

Nach einer gewissen Karenzzeit kann langsam wider angefangen werden, bestimmte Lebensmittel in geringen Mengen zu essen. Wichtig ist auch, dass sich durch eine Vielzahl von Lebensmitteln die gesamte Menge der aufgenommenen Fructose erhöhen kann. Etwas, was also an einem Tag funktioniert, kann an einem anderen nicht klappen. Hierbei ist Geduld gefragt. Es kann außerdem helfen, wenn gleichzeitig mit dem Fructose-Konsum Glucose, in Form von beispielsweise Traubenzucker-Plättchen, verzehrt wird, da die Fructose dann durch ein gemeinsames Transportsystem besser aufgenommen werden kann. Auch hier tastet man sich am besten langsam ran. Es gibt auch einige wenige teure Medikamente. Diese können aber auch lediglich die Symptome lindern, indem sie ähnlich wie Glucose die Aufnahme der Fructose verbessern. Besser ist es aber immer, auf Fructose zu verzichten.


Du sagst also, dass man die Ernährung umstellen muss. Soll man also Früchte meiden? Und hast du Tipps für eine gesunde Ernährung bei einer Fructose-Intoleranz?
 
Wichtig ist, sich hier nicht vom Namen täuschen zu lassen, denn Fruchtzucker ist, wie schon gesagt, nicht nur in Früchten enthalten, sondern zum Beispiel auch in Softdrinks, Müsliriegeln oder Fertiggerichten. Aber natürlich sind Früchte und leider auch Gemüse häufig problematisch. Genauso ist es aber auch wichtig zu wissen, dass nicht der ganze Zucker in Früchten Fructose ist. Leider wird dies häufig gleichgesetzt.

Es ist je nach Verträglichkeit also nicht notwendig komplett auf Früchte zu verzichten, zumal Obst auch viele gesunde Vitamine enthält. Man sollte sich aber auch nicht quälen, wenn man auch von geringen Mengen schon Verdauungsschwierigkeiten bekommt. Wenn es sich nur um leichte Blähungen handelt, kann man mit Fenchel-Anis-Kümmel-Tee entgegenwirken. Bei häufigen Durchfällen würde ich aber vom Obst-Konsum abraten, da durch die Durchfälle auch die Nährstoffaufnahme im Darm gemindert werden kann. Obst- und Gemüse-Sorten, die mehr Glucose als Fructose enthalten, sind verträglicher als andersrum. Hier kann auch für jede Sorte individuell recherchiert werden, welche verträglicher sein könnte.

Da es wichtig ist, dass man auch beim Verzicht auf Obst genügend Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe aufnimmt, ist es gut, wenn man sich zumindest bei den Gemüse-Sorten durchprobiert. Auch Gemüse enthält viele gute Nährstoffe. Im Zweifel sollte immer ärztlicher Rat gesucht werden, um sich beraten zu lassen und abzuklären, ob Supplemente notwendig sind.
 
Vielen Dank!

Weitere Informationen

Wie beschrieben fällt die Verträglichkeit von Fruchtzucker bei einer Fructose-Malabsorption individuell sehr unterschiedlich aus. Daher ist es sinnvoll, zunächst komplett auf Fructose zu verzichten und sich nach einer Karenzzeit langsam heranzutasten und unterschiedliche Lebensmittel auszuprobieren. Generell gibt es aber Lebensmittel, die besser oder weniger gut geeignet sind, wenn eine Fructose-Malabsorption vorliegt. Eine Übersicht findet ihr hier:

Eher geeignet bei Fructose-MalabsorptionBedingt geeignet bei Fructose-MalabsorptionEher ungeeignet bei Fructose-Malabsorption
Gemüse und Gemüseerzeugnisse
Aubergine; Gurke; Kohlgemüse (z.B. Blumenkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Chinakohl); Kürbis; Mangold; Möhre; Oliven; Paprika (grün); Pastinake; Pilze (gegart); Rote Bete; Sellerie; Spargel; Spinat; Steckrübe; Tomate (frisch); Zucchini
Blattsalat; Bohnen (grün); Chicoree; Fenchel; Kohlgemüse (z.B. Grünkohl, Rosenkohl, Rotkohl, Sauerkraut, Weißkohl, Wirsing); Knoblauch; Mais; Paprika (rot und gelb); Lauch; Schwarzwurzel; Tomate (Konserve); Zuckerschote; Zwiebel
Artischocke; Pilze (roh); Konserven mit Fructose oder Sorbit
Obst und Obsterzeugnisse
Avocado; Banane; Litchi; Papaya
Ananas; Aprikose; Beeren (z.B. Erdbeere, Heidelbeere, Himbeere, Rote Johannisbeere, Stachelbeere); Clementine; Grapefruit; Honigmelone; Kiwi; Mandarine; Mirabelle; Pfirsich; Sauerkirsche; Wassermelone; Gelee, Marmelade oder Konfitüre aus geeigneten Obstsorten
Apfel; Birne; Dattel; Feige; Mango; Pflaume; Traube; Trockenfrüchte (z.B. Rosinen); Säfte; Gelee, Marmelade oder Konfitüre mit Fructose, Sorbit oder Isomalt
Hülsenfrüchte
Erbsen (grün, aus der Dose); Sojaprodukte (z.B. Sojamilch, Tofu)
Bohnen (rote und weiße); Erbsen; Linsen; Wachsbohnen; Sojamilch light
Bohnen (dicke); Limabohnen; Sojabohnen (frisch)
Kartoffeln
Kartoffeln; Kartoffelgerichte und Kartoffelprodukte
Nüsse und Samen
Alle Nüsse; alle Samen
Getreide, Brot, Back- und Teigwaren, Nährmittel
Weizenmehl; Roggenmehl (in kleinen Mengen); feine Haferflocken; Amaranth; Buchweizen; Dinkel; Gerste; Hirse; Mais; Quinoa; Weizenkleie; Couscous; Bulgur; Brote aus feingemahlenem Vollkornmehl; Brötchen; Weißbrot; Laugenbrezel; Mischbrot; Feinbackwaren mit Traubenzucker; Nudeln; Reis; Reiswaffeln; Cornflakes mit Malz oder Maltose
Getreidesprossen; grobe Vollkornbrote; Brot und Brötchen mit Zucker, Honig oder Sirup; Schokobrötchen; Kuchen oder Gebäck mit Haushaltszucker; Feinbackwaren mit Zucker, Honig oder Sirup; grobe Müsliflocken ohne Früchte; Fertigmüsli; Cornflakes mit Zucker oder Honig
Müsli und Müsliriegel mit Trockenfrüchten; Müsli und Müsliriegel mit Fructose, Sorbit oder Isomalt; Diabetikerbackwaren
Milch und Michprodukte
Milch; Milchmischgetränke mit reinem Kakao (ohne Zucker); Sahne; Speisequark; Naturjoghurt (ohne präbiotische Zusätze); Buttermilch; Kefir; Molke (ohne Fruchtzusätze); ungesüßte Kondensmilch; Käse (z.B. Frischkäse, Schmelzkäse, Schnittkäse, Weichkäse, Hartkäse usw.)
Fruchtjoghurt; Fruchtmolke; gesüßte Kondensmilch; Kakao-Getränkepulver mit Zucker
Fleisch und Wurst
Fleisch (alle Sorten); Schinken; Bratenaufschnitt
Fleischfeinkost und Wurst mit Zucker oder Süßungsmitteln
Fisch und Meeresfrüchte
Fisch (alle Sorten); Krusten- und Schalentiere (alle Sorten)
Fischkonserven mit Zucker oder Süßungsmitteln (z.B. Hering in Tomatensoße)
Eier
Eier in jeglicher Form (z.B. Spiegelei, Rührei usw.)
Mit Zucker gesüßte Eierspeisen (z.B. Pfannkuchen)
Fette und Öle
Alle pflanzlichen und tierischen Fette
Getränke
Alkoholfreie Getränke: Wasser ohne Kohlensäure; Tafelwasser; kalorienfreie Light-Getränke (z.B. Limonaden mit Süßstoff); Bohnenkaffee; Getreidekaffee; Tee (schwarz, grün, Früchtetee, Kräutertee);
Alkoholische Getränke: Pils; klarer Schnaps
Alkoholfreie Getränke: Wasser mit Kohlensäure; Limonade; Cola; Fruchtsäfte aus Obstsorten dieser Spalte; Gemüsesäfte; Eistee; Instant-Cappuccino; Instant-Tee;
Alkoholische Getränke: Hefeweizen; Likör; trockene Weine
Alkoholfreie Getränke: Wellnessdrinks mit Fructose, Sorbit oder Isomalt; Fruchtsäfte, Fruchtcocktails (mit und ohne Alkohol);
Alkoholische Getränke: Likörweine, süße Weine
Zucker und Süßungsmittel
Einfachzucker wie Traubenzucker (Glucose), Dextrose, Dextrine oder Glucose-Sirup; Doppel- oder Mehrfachzucker wie Malzzucker (Maltose), Maltodextrin, Milchzucker (Lactose) oder Reissirup; Süßungsmittel wie Saccharin, Cyclamat oder Aspartam
Doppelzucker wie Haushaltszucker (Saccharose) in allen Formen (z.B. Kristallzucker, brauner Zucker, Kandiszucker, Puderzucker, Rohrzucker, Vanillezucker); Doppelzucker wie Ahornsirup, Glucose-Fructose-Sirup, Invertzucker, Rübenkraut oder Ursüße
Einfachzucker wie Fructose oder Fructose-Sirup; Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, Xylit, Mannit, Isomalt (Palatinit), Maltit oder Laktit; Apfelkraut; Birnenkraut; Birnendicksaft; Honig; Inulin
Süßes und Knabbereien
Traubenzuckerbonbons; Salzstangen; Flips; Chips; Reisgebäck
Fruchtbonbons; Fruchtgummi; Lakritz; Karamell; Nougat; Pralinen; Schokolade; Schokoküsse; Marzipan; Nuss-Nougat-Creme
Pralinen und Schokolade mit Fructose, Sorbit oder Isomalt; zuckerfreie Kaugummis oder Süßigkeiten
Gewürze, Aromen und Sonstiges
Alle Gewürze und Kräuter; Essig (außer Balsam); Senf (scharf und mittelscharf); Mayonnaise; Brühe; Hefe; Vanillemark; künstliche Aromen; Backpulver; Gelatine; Götterspeisepulver; ungesüßtes Puddingpulver
Ketchup; Balsamessig; süßer Senf; Würzsoßen; natürliche Aromen (z.B. Zitrusschale, Zitrussaft); Instant-Puddingpulver
Fruchtsoßen

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